Johannes Kersting
In seinen Malereien, Fotografien und installativen Arbeiten untersucht Johannes Kersting die psychologischen und kulturellen Implikationen von Raum- und Landschaftsbildern. Dabei steht das Wechselspiel von Wirklichkeit und Imagination im Mittelpunkt des Interesses.
Kersting nutzt Inszenierungs- und Konstruktionsschemata der klassischen Malerei, des Kinos und des Videospiels um Erzähl- und Wirkmechanismen populärer Bildwelten offenzulegen.
In der Analyse dieser Bildwelten spürt Kersting vor allem unserem gesellschaftlichen Verständnis gegenüber der Landschaft nach. Dieser symbolträchtigen Projektionsfläche, die sich gleichermaßen als bloße Fiktion, auszubeutende Umwelt, als bedrohliche Urgewalt oder eben als quasi- utopischer Ort eines symbiotischen Miteinanders von Mensch und Natur begreifen lässt. In der Abbildung bestimmter Orte wird auch immer unsere Haltung gegenüber der Welt, unser Narrativ von einem modernen Miteinander erspürbar.
Kersting arbeitet dabei mit Mitteln der Fotografie, der KI-gestützten Bildgebung, sowie klassischen digitalen und analogen Werkzeuge, um den Bilderfluten spezifische Formulierungen abzugewinnen und diese in Malerei zu übersetzen. Inspiriert von der fotografischen Tradition der New Topographics arbeitet er in seiner Malerei oft seriell und interessiert sich für den Gegensatz von Zufall und Konstruktion, sowohl im Malerischen Prozess als auch in der dargestellten Motivwelt.
Das Erleben der durch Menschenhand veränderten Räume und Orte im Bild schafft Momente von Pathos, Schönheit und Erhabenheit, aber auch Melancholie dem Gefühl von Verlust, Einsamkeit und Verfall. Diese sich verdichtenden Eindrücke sind für Kersting willkommene Qualitäten des Bildermachens, um die Bedeutungsebenen der Sichtbarkeit von Landschaft und ihrer Betrachtungsweisen offenlegen.
(Aus "Backstage Realities", 2022)
(Foto © Magdalena Abele)
