André Butzer

11.06.23 – 23.07.23

Nach seiner ersten institutionellen Einzelausstellung im Land Bayern (Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt, 2016) zeigt das Oberpfälzer Künstlerhaus nun den deutschen Maler André Butzer in einer ganz besonderen Schau. In dieser verzichtet der Künstler erstmals vollständig auf die Einbeziehung der Wände als Hängefläche für seine Bilder sowie auf die Bilder selbst.

Mit dem von ihm selbst erfundenen „Science-Fiction-Expressionismus“ hat André Butzer ab den späten 1990er-Jahren den internationalen Malereidiskurs maßgeblich mitbestimmt. Seine Werke umkreisen die Extreme der Geschichte und die Zerrissenheit des menschlichen Daseins an sich, der Künstler verortet darin das Individuum in einem ständigen Zustand zwischen Streben nach Erfülltheit und Scheitern. Schon durch seine Bezeichnung stellt der kosmische Ort „NASAHEIM“, den Butzer 2001 imaginierte, ein Spannungsverhältnis gegensätzlicher Pole her, verweist doch „NASA“, der erste Teil dieser Wortschöpfung, auf das extrem Ferne, das Technologische, während „HEIM“ Nähe, Wärme und Menschlichkeit konnotiert.“ (Christian Malycha in: Sein und Bild. André Butzer 1994-2014. Bielefeld, Berlin 2017, S. 138.)

Ein großes N aus Kupfer steht im Zentrum der Ausstellung André Butzers in der Kebbel Villa. Auf dessen Vorderseite hat der Künstler mit Lack geschrieben: WIEDERGEBURT. Auf die Rückseite in griechischer Schrift: EINAI GAR KAI ENTAUTHA THEOUS (= dt. „auch hier nämlich sind anwesend Götter“). Heraklit soll dieses Wort (= Aussage) Fremden entgegnet haben, die ihn argwöhnisch beobachteten, als er sich am Ofen wärmte. Es verweist darauf, dass auch in auf den ersten Blick unbedeutend erscheinenden Dingen und Begebenheiten Bedeutsames und Großes enthalten sein kann. 

Umgeben ist das große Kupfer-N von auf Sockeln präsentierten Büchern über Künstler und Kunst. Doch diese Bücher sollen nicht durchgeblättert und gelesen, sie sollen betrachtet werden. Mit ihren Beschriftungen und durch die Art ihrer Präsentation dienen sie als Verweise im Kosmos der Kunst. 

Thema der Ausstellung André Butzers in der Kebbel Villa ist dessen gedankliches Bezugsfeld. Das im Erdgeschoss eröffnete Spektrum an Verweisen und Bezugnahmen erfährt im ersten Obergeschoss eine Weiterentwicklung. 

Die Ausstellung in der Kebbel Villa findet anlässlich des 50. Geburtstags André Butzers statt. Sie bildet das Gegenstück zu seiner zeitgleich stattfindenden großen Retrospektive im Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid und legt den gedanklichen und geistesgeschichtlichen Kosmos, dem die in Spanien gezeigten großen, farbenfrohen Malereien entstammen, offen. 


André Butzer, geboren 1973 in Stuttgart, lebt in Berlin-Wannsee.

Einzelausstellungen seiner Werke fanden in internationalen Institutionen statt, darunter Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, Miettinen Collection, Berlin und Kunstverein Friedrichshafen (alle 2023); Friedrichs Foundation, Weidingen (2022); YUZ Museum, Shanghai, und Museum of the Light, Hokuto (beide 2020); IKOB Musée d’Art Contemporain, Eupen (2018); Växjö Konsthall, Växjö (2017); Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt, und Neue Galerie Gladbeck (beide 2016); Kunstverein Reutlingen (2015); Künstlerhaus – Halle für Kunst und Medien, Graz (2014); Kestnergesellschaft, Hannover, und Kunsthistorisches Museum / Theseustempel, Wien (beide 2011); Kunsthalle Nürnberg (2009); Kunstverein Ulm (2005) und Kunstverein Heilbronn (2004).

Werke von André Butzer befinden sich in den Sammlungen bedeutender Museen, darunter Aurora Museum, Shanghai; Art Institute of Chicago; Carré d’Art, Nîmes; Children‘s Museum of the Arts, New York; Deichtorhallen Hamburg; University of Washington, Seattle; Friedrichs Foundation, Weidingen / Bonn; Hall Art Foundation, Reading / VT | Derneburg; Hölderlinturm Tübingen; IKOB Musée d’Art Contemporain, Eupen; Kupferstichkabinett, Berlin; LACMA Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; Marciano Art Collection, Los Angeles; MARe Museum, Bucharest; MOCA Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid; Museo Novecento, Florence; Nationalgalerie / Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin; Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen; Pinakothek der Moderne, Munich; Rubell Museum, Miami; Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn; YUZ Museum, Shanghai.

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