[Ausstellungsebenen 1 & 2]
Mit PLEXUS präsentiert die deutsche Fotografin und Künstlerin Elena Helfrecht einen ganz speziellen, persönlichen Kosmos fotografischer Bilder: Nach dem Tod ihrer Großmutter 2015 kehrt sie in das hinterlassene Anwesen im Fichtelgebirge zurück und beginnt, dieses schrittweise zu erkunden. Sie steigt hinauf in dessen staubigen Dachboden, hinab in das teilgeflutete Kellergewölbe. Sie widmet sich den vorgefundenen Gegenständen, bewegt, kombiniert oder manipuliert diese. Es entstehen Fotografien, die den Ort mit seinen ihm eingeschriebenen Erinnerungen einfangen. Es ist der Ort, an dem nicht nur die Mutter der Künstlerin aufwuchs, sondern unter anderem auch die Groß- und Urgroßeltern lebten. Seit mehr als 200 Jahren hinterließen verschiedene Generationen ihre Spuren im Haus. Fragmente der Geschichte der Mutter vermischen sich mit denen der Großeltern, durchsetzt mit den Überresten aller vorangegangenen Generationen. Hinzu kommen die Eingriffe von Elena Helfrecht, manchmal subtil, manchmal direkt.
PLEXUS gibt das Bestreben der Künstlerin wieder, die Geschichte ihrer mütterlichen Blutlinie in Fragmenten zu rekonstruieren und anschließend durch eigenes Zutun zu ergänzen. Während sie selbst in die Vergangenheit eintaucht, gibt sie die Möglichkeit, die vorgefundenen Leerstellen mit Träumen, Imagination und Assoziation zu schließen. Die Architektur und die Objekte des Hauses werden dabei zur Parabel für die Welt und öffnen ein Tor zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Als roter Faden durchzieht Helfrechts in der Kebbel Villa präsentierte Erzählung in Fotografien die Suche nach sich scheinbar wiederholenden Mustern innerhalb der eigenen Familiengeschichte. Die Verhaltensweisen von Mutter und Großmutter, die das Sein und Handeln der Künstlerin stark geprägt haben, werden reflektiert. Ein auf diese Weise konstruiertes Gefühl von Zuhause und Identität, das vier Generationen umspannt, schafft Raum für die visuelle Erforschung der Übertragung von Erinnerung, Trauma, Krieg und Geschichte.
Das Haus steht in PLEXUS – inspiriert von Gaston Bachelards „Poetik des Raumes“ – als Symbol für das menschliche Bewusstsein und die Prozesse darin. Durch die großen fotografischen Tableaus an den Wänden der Ausstellungsräume „verschmilzt“ die Architektur des Hauses aus den Fotografien mit der Architektur der Villa Kebbel. Der Bildraum wird so für die Betrachter:innen gedanklich begehbar, lädt diese ein, in den Kosmos von PLEXUS einzutauchen.
Das Fotobuch PLEXUS, erschienen im Verlag VOID, kann für 45,- € in Bookshop der Kebbel Villa erworben werden.
Elena Helfrecht (*1992 in Marktredwitz, wo sie heute auch lebt) hat 2019 ihr Studium der Fotografie am Royal College of Art in London, UK, mit Auszeichnung abgeschlossen. 2016-2017 hat sie Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2011-2015 Kunstgeschichte und Buchwissenschaft an Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen studiert. Sie erhielt zahlreiche Preise, u.a den Camera Work Award (2022) und den Sony World Photography Award (2020). Ihre Arbeiten wurden international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. in der Pinakothek der Moderne, München (2022), im National Museum of Finland, Helsinki, Finnland (2022) und in den Bloomberg New Contemporaries in der South London Gallery, London (2020), gezeigt.
Begleitprogramm:
So, 4.2.2024, 14:45 Uhr: Präsentation Fotobuch PLEXUS von Elena Helfrecht
Do, 22.2.2024, 19:00 Uhr: Vortrag Dr. Anna-Lena Werner (Freie Universität Berlin): Bild gegen Bild
So, 10.3.2024, 14:45 Uhr: Ausstellungsführung