Insgesamt 64 Gemälde sind es, die der 88-jährige, in Rumänien geborene und seit 1980 in Regensburg lebende Künstler Friedrich Schreiber in seiner Ausstellung „En passant“ im ersten Obergeschoss und im Treppenhaus der Kebbel Villa präsentiert. Die meisten von ihnen sind in den letzten Jahren entstanden, das älteste ist aus dem Jahr 1993. Der französische Titel „en passant“ (dt.: „im Vorübergehen“) dient als thematische Verknüpfung: Es ist der beiläufige Moment, mit seinem Davor und Danach, der Schreiber interessiert. In seinen subjektiv motivierten, oft surrealistisch-phantastischen Gemälden nimmt der Künstler Bezug auf Szenen aus der Mythologie und Religion, setzt sich aber ebenso mit Phänomenen des aktuellen Zeitgeschehens, wie der COVID-19-Pandemie oder den technologischen Fortschritten im Bereich der Künstlichen Intelligenz, auseinander.
Im Treppenhaus und im als Bildergalerie angelegten Gang im ersten Stock präsentiert der Künstler eine Auswahl aus der gesamten Bandbreite seines Schaffens: Biblische Themen („Judith und Holofernes“, 2018) treffen dort auf Referenzen zur Kunstgeschichte („Badegenuss“, 1993), surrealistisch-phantastische Bildinhalte („Das Zeitfahren“ und „Verschleierung“, beide 2024) auf Auseinandersetzungen mit Fragen der Gegenwart („Kommunikation“, 2015). In der linken und mittleren Ausstellungsgalerie dominieren die Themen „Mythologie“ und „Kosmos“. Malerische Auseinandersetzungen mit der „Zeit“ klingen dort bereits an. In der rechten Ausstellungsgalerie, mit dem Gemälde „en passant“, das auch den Titel der Ausstellung liefert, steht das Thema „Zeit“ im Mittelpunkt. Thematisch ganz anders gelagert sind die „Mangroven“-Bilder, die im Zuge eines Aufenthalts des Künstlers in Florida im Jahr 2015 entstanden und im selben Raum gegenüber hängen.
Friedrich Schreiber (1936 in Kronstadt/Brașov, RO, lebt in Regensburg, DE) studierte – nach einer Ausbildung als Eisendreher – von 1957 bis 1963 in der Abteilung „Monumentalmalerei“ an der Kunstakademie Bukarest. Anschließend war er Assistent und Dozent an der Zeichenfakultät der Universität Temeswar, bis diese 1978 aufgelöst wurde. 1980 wanderte er nach Deutschland aus. Im Folgejahr wurde er Werkstattleiter und Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg, eine Tätigkeit, die er nach seinem altersbedingten Ausscheiden 1996 noch zehn weitere Jahre als Lehrbeauftragter fortführte. Seit 1968 präsentierte er zahlreiche Einzelausstellungen, u.a. in der Galerie „Helios“ des Künstlerfonds in Temeswar (1968/1973), im Museum Ostdeutsche Galerie in Regensburg (1986), im Banater Museum in Temeswar (2010), im Museum des Banater Berglands, Reschitza (2010) und an der Universität Regensburg (2013). 1971 wurde ihm der Staatspreis für Malerei vom Staatskomitee für Kultur und Kunst in Rumänien verliehen.