Ein postkapitalistisches, dystopisches US-Amerika ist Schauplatz von Jacky Connollys Videoarbeit Descent Into Hell, die erstmals 2022 auf der Whitney Biennale im New Yorker Whitney Museum of American Art gezeigt wurde. Die Künstlerin kombiniert darin Szenen aus dem bekannten Konsolenspiel Grand Theft Auto V (GTA V) mit eigenen Animationen. Durch eine aus dem Internet heruntergeladene Erweiterung konnte Connolly dabei die Hauptquests des Spiels – Autodiebstahl – umgehen und stattdessen die düstere Alltagstristes mehrerer Protagonist:innen beleuchten. Obdachlosigkeit, Krankheit, Verlust, patriarchale Dominanz und die damit einhergehende Machtlosigkeit wird bloßgestellt von den gleisenden Leuchtreklamen, die sich wie das Überbleibsel einer vergangenen Zeit in den verlebten Straßen L.A.s verteilen. Hintergrundgeräusche und hypnotisch-elektrische Klänge evozieren eine immersive Sogkraft und lassen vollends in die von Connolly geschaffene, digitale Welt abtauchen.
Die Künstlerin verarbeitet in der Videoarbeit traumatische Erlebnisse aus dem Jahr 2020, wie Polizeigewalt, Proteste, persönliche Verluste aufgrund psychischer Krankheiten und den pandemiebedingten Lockdown. Gerade während letzterem flüchtete sich Connolly in die virtuelle Welt des Videospiels GTA V, wobei ihr die digitale Realität – wie für viele – keinen wirklichen Ersatz für direkte zwischenmenschliche Interaktion bot.
In der Kebbel Villa präsentiert Jacky Connolly eine aktualisierte Version von Descent Into Hell.
Jacky Connolly (*1990 in Lower Hudson Valley, NY, US, lebt in Amsterdam, NL, und Bearsville, NY, US) ist seit 2021 Stipendiatin im Residenzprogramm der Rijksakademie in Amsterdam, NL. 2011 erhielt sie ihren Bachelor of Arts in Fotografie, Kunstgeschichte und Critical Studies vom Bard College at Simon’s Rock, MA, US, und 2016 ihre MAs in Freier Kunst sowie Bibliotheks- und Informationswissenschaften vom Pratt Institute, NY, US. Ihre immersiven Videoarbeiten wurden in internationalen Einzelausstellungen gezeigt, u.a. bei Downs & Ross, New York, NY, US (2019), Peach, Rotterdam, NL (2017) und bei Bus Projects, Melbourne, AU. Außerdem nahm sie an zahlreichen Gruppenausstellungen, u.a. im Perth Institute of Contemporary Arts / Perth, AU (2020), im New Yorker Whitney Museum of American Art, NY, US (2018) und im Museum Brandhorst, München, DE (2017)