In ihrer Ausstellung „The Highest Point of an Empty Temple“ (Der höchste Punkt eines leeren Tempels) thematisiert Polina Shcherbyna die Enttäuschungen und Schrecken des 21. Jahrhunderts und verweist auf den Zyklus von Tragödie und Hoffnung, der sich in der gesamten Menschheitsgeschichte kontinuierlich wiederholt. Sie untersucht die menschlichen Schwächen, den Konflikt zwischen Gut und Böse und das Paradoxon der menschlichen Existenz – wie zum Beispiel den Umstand, dass Menschen im Kampf für Freiheit und Rechte eben diese Freiheiten und Rechte opfern.
Das zentrale Thema der Ausstellung ist der Begriff des Opfers, der durch sakrale Bilder historischer Ereignisse wie die Belagerung von Kiew im Jahr 1240, den Zweiten Weltkrieg sowie den Russisch-Ukrainischen Krieg reflektiert wird. In ihren Werken tritt Shcherbyna u.a. in einen Dialog mit den philosophischen Ideen Giorgio Agambens und Hannah Arendts sowie mit dem Film „Andrej Rublew“ von Andrej Tarkowski.
Die Ausstellung erinnert in ästhetischer und sensorischer Hinsicht an einen Tempel, allerdings sind die sakralen Bilder Artefakte des Schmerzes in der modernen Welt, betrachtet durch das Prisma christlicher Darstellungen des Leidens, wie etwa der Kreuzigung. Die Ausstellung zeigt Gemälde auf nicht grundiertem Leinengewebe, bemalt mit der speziellen Palette dunkler Pigmente der Künstlerin; geschnitzte bzw. gebrannte Bilder, die zu monumentalen Installationen werden. Alle Arbeiten entstanden in den Jahren 2023 bis 2025.
Die Kunstwerke thematisieren den Konflikt zwischen Opfer und Macht sowie die Suche nach einer neuen Spiritualität und Sensibilität für den Schmerz dieser Welt, in einer von Kriegen und geistiger Armut geprägten Zeit. Sie tun dies in mehreren Episoden, als längere Erzählung, die aus verschiedenen Szenen von Aufopferung und Hoffnung besteht.
Des Weiteren wird die Frage aufgeworfen, ob eine Wiedergeburt an einem Ort der Leere möglich ist.
Polina Shcherbyna (*1993 in Kiew, UA, lebt in Leipzig, DE) ist eine bildende Künstlerin und Malerin. Sie ist Absolventin der Nationalen Akademie der Schönen Künste und Architektur, Kiew, UA (NAFAA), wo sie in der nach Professor Mykola Storozhenko benannten Werkstätte für Monumentalmalerei und Tempelkultur studierte (2012-2018). Sie nahm aktiv an verschiedenen Projekten und Ausstellungen in Europa, den USA und der Ukraine teil. Im Jahr 2025 wurde sie für das Bourse Habib Sharifi-Stipendium nominiert und präsentierte ihre Installation „Give The Chance On The Earth For Love To Overcome Death“ als ersten Teil des großen Stipendienprojekts im SNBA in Paris, Frankreich. Im Jahr 2024 wurden ihre Werke in der Einzelausstellung „From Each Wound in One Day A Flower Will Grow“ in der Galerie DIM in Warschau, Polen, in „Traces of Timelessness“ im Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg, Deutschland, sowie in der von Nicola Petek kuratierten Ausstellung „A promise of tomorrow“ bei HAUNT in Berlin, Deutschland gezeigt. Im Jahr 2023 waren sie zudem in der Einzelausstellung „LES ENFANTS VONT BIEN“ bei Idealfruhstuck in Paris, Frankreich, zu sehen. Sie schuf das ortsspezifische Projekt „Cycle of History“ für „Et cetera pp“, Begehungen Festival, Palais Lichtenstein, Deutschland, im Jahr 2023. Des weiteren nahm sie an der Ausstellung „Women of Liberty“, Salon Mondial, Basel, Schweiz im Jahr 2023 teil und im selben Jahr am A-i-R Programms des Internationalen Künstlerhauses in Schwandorf-Fronberg, Deutschland. Im Jahr 2022 nahm Polina an der Ausstellung „FIRE and HOPE“ in der NTK Gallery in Prag, Tschechische Republik, sowie am internationalen Artist-in-Residence-Programm K. A.I.R.-Košice teil. Im Rahmen dieses Programms realisierte sie das Projekt „Tree of Great Height Standing in the Middle of the earth“ für die Einzel-/Duoausstellung „Living according to Sky“ in der Šopa Gallery.