Die KEBBEL VILLA freut sich, die Ausstellung RAYMOND PETTIBON / JOHN NEWSOM: THE SEVEN DEADLY SINS AND THE SEVEN HEAVENLY VIRTUES (Die sieben Todsünden und die sieben himmlischen Tugenden) ankündigen zu können, die am Sonntag, den 9. Februar eröffnen und bis zum 7. April 2025 zu sehen sein wird. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog mit einem Vorwort des Direktors der KEBBEL VILLA, Jürgen Dehm sowie einem Essay des bekannten Autors Mitch Horowitz.
Raymond Pettibon und John Newsom lernten sich vor sieben Jahren bei einem Brunch kennen, den Stella Schnabel für Künstler und ihre Kinder veranstaltete. An diesem Brunch nahmen auch die Söhne der beiden Künstler teil. Pettibons Sohn Bo und Newsoms Sohn Luke waren damals fünf und sechs Jahre alt. Die beiden Jungen lernten sich kennen und freundeten sich schnell an. Dies war der Beginn einer dauerhaften Freundschaft zwischen den Jungen und eines sich ständig weiterentwickelnden künstlerischen Dialogs zwischen Pettibon und Newsom. Die Ausstellung in der KEBBEL VILLA ist die zweite gemeinsame Show der beiden Künstler und ihre erste institutionelle Ausstellung in Europa.
Anknüpfend an ihre jüngste Ausstellung „Raymond Pettibon / John Newsom: Classical Elements“, die 2022 in der COUNTY Gallery in Palm Beach gezeigt wurde, haben die Künstler ein weiteres zeitloses Thema gewählt, das sie bearbeiten und umsetzten. Pettibon und Newsom verbindet eine besondere Vorliebe für allgemeingültige Ikonografie mit spirituellen oder psychologischen Bezügen, von den klassischen Elementen bis hin zu den sieben Todsünden und den sieben himmlischen Tugenden. Dies ermöglicht ihnen, die Höhen und Tiefen der allegorischen und metaphorischen Möglichkeiten ihrer individuellen Praxis und Prozesse auszuloten. Pettibons kreative Auseinander-setzung mit einer breiten Palette an Allegorien und einer abwechslungsreichen Schriftsprache, beinhaltet neben Elementen des Mysteriösen und bisweilen auch sexuellen Anspielungen auch Witz und Humor. Er schafft so äußerst fesselnde und zum Nachdenken anregende Darstellungen von Körper und Geist, in denen sowohl den Sünden als auch der Erlösung durch die Tugenden adäquate Bedeutung beigemessen werden. Er stellt die Betrachter vor Herausforderungen, die ihre alltäglichen Normen des Denkens und Verstehen infrage stellen, zwingt sie, ihre Komfortzone zu verlassen, und bietet ihnen so die Möglichkeit, die Bilder immer wieder zu betrachten, über sie nachzudenken und so den eigenen Horizont zu erweitern. In ähnlicher Weise schätzt Newsom das Potenzial der Natur, sich in verschiedensten Bildsprachen zu manifestieren, und verweist durch die Vergrößerung von Motiven aus Flora und Fauna auf weltliche Szenen von Freude und Schmerz, begleitet von Schönheit und Transzendenz. Der Arbeitsstil beider Künstler ist hochindividuell und auf den formalen Prozess des Zeichnens bzw. des „gezeichneten Malens“ konzentriert, um so Zugang zu einem Bild zu finden. Pettibon arbeitet mit Tusche, einem nassen Medium, und Newsom mit Kohle, einem trockenen Medium. Das Gesamtwerk der beiden Künstler für die Ausstellung umfasst 28 Arbeiten, die alle im Jahr 2024 und speziell für diese Ausstellung in der KEBBEL VILLA entstanden sind.
Raymond Pettibon (geb. 1957) wurde erstmals in den frühen 1980er Jahren in der südkalifornischen Punkszene bekannt, als er Plakate, Zines und Albumcover für eine Reihe einflussreicher Bands dieser Zeit entwarf, darunter Black Flag, Minutemen, Off! und Sonic Youth. Diese Beziehung zur Musik behielt er während seiner gesamten Karriere bei, und in jüngster Zeit entwarf er Artworks für die Foo Fighters, die Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam und Iggy Pop. Pettibons Kunst ist eine Kunst der eindringlichen, schmerzlichen und ungeschönten Gefühlszustände. Seit fast 50 Jahren durchforstet er das kulturelle Unterbewusstsein Amerikas, und er schuf so ein zeitgenössisches Werk, das historisch gesehen nur mit Künstlern wie William Blake und Goya verglichen werden kann. In der zeitgenössischen Kunstlandschaft steht er für sich allein; ein Fanal der künstlerischen Integrität und künstlerischen Auseinandersetzung. Pettibon stellt, so wie auch Newsom auf seine ganz eigene Weise, eine Art Anomalie dar. Mit seinem scharfen Verstand und seiner enormen Vorstellungskraft weckt Pettibon nach wie vor großes Interesse in der internationalen zeitgenössischen Kunstwelt und darüber hinaus.
Pettibons erste Einzelausstellung fand 1986 in der Semaphore Gallery in New York statt, seine erste bedeutende Einzelausstellung im Jahr 1995 in der David Zwirner Gallery in New York. Mitte der 1990er-Jahre folgte seine erste museale Einzelausstellung in der Kunsthalle Bern in der Schweiz, die anschließend in Paris gezeigt wurde. Im Jahr 1998 wurde die Ausstellung „Raymond Pettibon“ in der Renaissance Society in Chicago eröffnet, anschließend wurde sie im The Drawing Center in New York, im Philadelphia Museum of Art und im Museum of Contemporary Art in Los Angeles gezeigt. Im Jahre 2002 war seine Einzelausstellung „Raymond Pettibon Plots Laid Thick“, die vom Museu d'art Contemporani de Barcelona (MACBA) organisiert wurde, in der Tokyo Opera City Art Gallery in Tokio und im GEM, dem Museum Voor Actuele Kunst, ART in Den Haag, Niederlande, zu sehen. Pettibon war 2006 mit einer großen Einzelausstellung im Centro de Arte Contemporáneo de Málaga (Spanien) vertreten, die anschließend von der Kestner Gesellschaft in Hannover (Deutschland) zu sehen war. Beide Ausstellungen wurden von umfangreichen Katalogen begleitet. 2007 nahm Pettibon an der Biennale von Venedig teil, dort schuf er für die von Robert Storr kuratierte Ausstellung „Think with the Senses – Feel with the Mind: Art in the Present Tense“ eine einzigartige Wandinstallation aus Zeichnungen. Eine Retrospektive von Pettibons Werk mit dem Titel „A Pen of All Work“ erstreckte sich 2017 über drei Stockwerke des New Museum in New York und wurde anschließend im Bonnefantenmuseum Maastricht in den Niederlanden gezeigt. Ein Teil der Ausstellung war unter dem Titel „The Cloud of Misreading“ im Garage Museum of Contemporary Art in Moskau zu sehen. Pettibons Werk war 2019 Gegenstand einer Einzelausstellung im Tel Aviv Museum of Art. Seine Arbeiten sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter das Baltimore Museum of Art, das Centre Pompidou, Paris, der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, das Institute of Contemporary Art, Miami, das Israel Museum, Jerusalem, das Los Angeles County Museum of Art; das Moderna Museet, Stockholm; das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; das Museum of Modern Art, New York; das San Francisco Museum of Modern Art; die Tate, Großbritannien; das Walker Art Center, Minneapolis; und das Whitney Museum of American Art, New York. Pettibon lebt und arbeitet in New York.
John Newsom (geb. 1970) ist vor allem dafür bekannt, dass er verschiedene Techniken und verschiedene formale Malstrategien auf großformatigen Leinwänden mit dynamischen Naturschauspielen kombiniert. Er schloss 1992 sein Studium an der Rhode Island School of Design (R.I.S.D.) mit einem Bachelor of Fine Arts ab, zog anschließend nach New York City, und nahm dort am Studio Arts Program der New York University teil. Im Alter von 24 Jahren schloss er sein Studium an der NYU mit dem Master of Fine Arts ab. Newsom hat während seiner gesamten Karriere in New York gelebt. Seine erste Einzelausstellung in New York hatte Newsom 1995 in der Earl McGrath Gallery, 20 West 57th Street. Seitdem hat er kontinuierlich ausgestellt und war seit Mitte der 1990er-Jahre an über 100 nationalen und internationalen Ausstellungen beteiligt. 2007 wurde Newsoms Werk in die viel beachtete Ausstellung „Paradise“ aufgenommen, die von Heather Harmon bei Patrick Painter Inc. in Los Angeles organisiert wurde. Zu den in dieser Ausstellung vertretenen Künstlern gehörten auch Peter Saul, H.C. Westermann und R. Crumb. Fast ein Jahrzehnt lang wurde Newsom von der Galerie Patrick Painter vertreten, dort freundete er sich auch mit seinem Galeriekollegen, dem deutschen Maler André Butzer, an. Newsom und Butzer blieben enge Freunde und organisieren als anonymes Kollektiv regelmäßig Gruppenausstellungen. 2013 kontaktierte Raekwon vom Wu-Tang Clan Newsom, nachdem er Newsoms Bilder in einer Ausstellung gesehen hatte. Raekwon beauftragte Newsom mit der Gestaltung des Artworks für sein sechstes Solo-Studioalbum „Fly International Luxurious Art“, das 2015 veröffentlicht wurde. Seitdem hat Newsom, ähnlich wie Pettibon, der immer wieder mit Punkbands und Musikern zusammenarbeitet, an mehreren weiteren Alben von Killah Priest, ebenfalls vom Wu-Tang Clan, mitgewirkt. Im Jahr 2024 präsentierte Newsom die Artworks zu Killah Priests Album „Forest of the Happy Ever After“ in einer Einzelausstellung im Brattleboro Museum in Brattleboro, Vermont. Newsoms Werk war Gegenstand einer Reihe von Einzelausstellungen in namhaften Institutionen, darunter „John Newsom: CRESCENDO“ in der Richard J. Massey Foundation for the Arts and Sciences, New York, NY (2011-2012); „John Newsom: Rogue Arena“ im MANA Contemporary, Jersey City, NJ (2015); „John Newsom: Nature's Course” im Oklahoma Contemporary, Oklahoma City, OK (2022); „John Newsom: Universal Frontier” im The Mary R. Koch Arts Center, Wichita, KS (2023); „John Newsom: Painting the Forest of the Happy Ever After” im Brattleboro Museum, Brattleboro, VT (2024); „John Newsom: New Growth in an Old Garden” im Kunstverein Heppenheim, Heppenheim, Deutschland (2024); „Raymond Pettibon und John Newsom: The Seven Deadly Sins and The Seven Heavenly Virtues” in der KEBBEL VILLA, Schwandorf, Deutschland (2025).
In einer 2015 erschienenen Monografie über Newsoms Gemälde schreibt der Kunstkritiker Barry Schwabsky in seinem Essay: „Hinter seinen dichten und sinnlichen Darstellungen von Flora und Fauna liegt ein Ringen mit den Giganten der Abstraktion. Was diese 'starke Malerei' davor bewahrt, zur bloßen Muskelarbeit zu werden, ist Newsoms Geheimwaffe: die Disziplin, die daraus erwächst, dass er sich nicht als Maler von Bildern, sondern als Abstraktionist versteht ... um seine Gemälde wirklich schätzen zu können, muss man ... sich auf das rein sinnliche Geschehen ihrer Oberflächen einlassen.“
Artikel und Rezensionen über Newsoms Werk erschienen u. a. in Artforum, Art in America, Flash Art und The New York Times. Seine Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter das Museum of Modern Art (MoMA), das Whitney Museum of American Art, das Brooklyn Museum, das Hammer Museum, das San Francisco Museum of Modern Art (SFMoMA), die Yale University Art Gallery und das R.I.S.D. Museum. Er lebt mit seiner Frau Cassie und ihren zwei Kindern Luke und Ruby in Brooklyn, NY.