Die Ausstellung THE (MU-LU)TANTS basiert auf der Geschichte der Frauenstreiks in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein besonderer Fokus liegt auf den Streiks der sogenannten „Transbordeuses d'oranges“ (Orangenumladerinnen) im Jahr 1904 in Cerbère, die als erste reine Frauenstreiks in Frankreich gelten, sowie den Streiks der „Sardinières“ (Sardinenarbeiterinnen) in Douarnenez. Die Frauen mussten bis zu 18 Stunden am Tag Schwerstarbeit leisten und streikten für höhere Löhne zur Sicherung ihres Lebensunterhalts. Nach einem langen Kampf gelang es dieser Frauenbewegung, sich gegen den patriarchalischen Kapitalismus durchzusetzen. Der Begriff "MU-LU-TANTS" ist ein Neologismus, der die Ideen der kämpferischen Frau und der Mutanten-Frau vereint. Auf der Grundlage ihrer Recherchen zeigt die Künstlerin Camille Tsvetoukhine auf, welche Auswirkungen diese historischen Ereignisse auf den Feminismus der Gegenwart hatten.
Für die Kebbel Villa hat Camille Tsvetoukhine eine fiktive Geschichte über einen Industriellen namens Herr Max entwickelt, den Inhaber einer Fabrik für Krawattenschleifen bzw. Fliegen, in der sich die Geschichte der Arbeiterinnen wiederholt. Die Künstlerin lässt in der Ausstellung die Vergangenheit Revue passieren, um so die Gegenwart zu hinterfragen.
Camille Tsvetoukhine (*1987 in Angers, FR, lebt in Paris, FR) studierte von 2005 bis 2010 visuelle Kommunikation an der ENSBA in Angers, Frankreich, und von 2011 bis 2013 zeitgenössische künstlerische Praktiken an der HEAD in Genf, Schweiz. Ihre Arbeiten wurden national und international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. in der Galerie Loevenbruck, Paris, FR (2024), Art au Centre, Liège, BE (2021), Centre d'art Parc St Léger, Nevers, FR (2019), Salon, Madrid, ES (2016), Halle Nord, Genf, CH (2015), Biennale de Belleville, Paris, FR (2014. Sie erhielt mehrere Preise und Stipendien, u.a. für Forschung der ADAGP (2024), das Produktionsstipendien der Fondation des Artistes und DRAC Ile de France (2020) sowie den New Heads - Fondation BNP Paribas Art Award (2013). Weiterhin hatte sie Residencies in der Kebbel Villa, Schwandorf, DE (2023), Bonus, Nantes, FR (2022), Parc st Léger, Pougues les eaux, FR (2019), Les Capucins, Embrun, FR (2017) und Matadero, Madrid, ES (2016).